Risiken der Schilddrüsenoperation, Teil 2: Hypoparathyreoidismus

Definition

Klassifikation nach ICD-10:

Andere Bezeichnung: Nebenschilddrüsenunterfunktion

Beim Hypoparathyreoidismus handelt es sich um einen Parathormonmangel aufgrund einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen. Die insgesamt vier Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyroideae) liegen etwas unterhalb der Schilddrüse. Sie bilden das Parathormon. Dieses Hormon ist entscheidend, wenn es darum geht für einen ausreichend hohen Calciumspiegel im Blut zu sorgen. Wenn die Nebenschilddrüsen nicht richtig funktionieren bedeutet dies, dass sie zu wenig Parathormon ausschütten. Dies bezeichnen Ärzte als Hypoparathyreoidismus. Fehlt das Parathormon kommt es in der Folge zwangsläufig auch zu einem Calciummangel, der sogenannten Hypokalzämie.

Symptome

Charakteristisch für einen Hypoparathyreoidismus sind ausgeprägte Calciummangelsymptome.

Dazu zählen beispielsweise:

  • Muskelschmerzen bis hin zu ausgeprägten Muskelkrämpfen
  • Missempfindungen wie Kribbeln oder Ameisenlaufen
  • Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Nervosität

Auffällig sind beim Hypoparathyreoidismus auch oft das Chvostek-Zeichen (Unkontrolliertes Zucken des Mundwinkels als Reaktion auf das Beklopfen des Nervus facialis-Stammes vor einem Ohrläppchen.) und/oder das Trousseau-Zeichen (Pfötchenstellung der Hand als Reaktion auf das Aufpumpen der Blutdruckmanschette an dem betreffenden Arm).

Ursachen

Die häufigste Ursache für einen Hypoparathyreoidismus ist eine Schilddrüsenoperation. Bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen werden die Nebenschilddrüsen dabei manchmal versehentlich entfernt. Bei bösartigen Schilddrüsenerkrankungen (Schilddrüsenkrebs, Karzinom der Schilddrüse) gibt es häufig keine andere Möglichkeit als neben der Schilddrüse auch die Nebenschilddrüsen mit zu entfernen.

Behandlung

Vorübergehender Hypoparathyreoidismus (bis zu 25 %)*: Versehentlich entfernte Nebenschilddrüsen können durch eine Autotransplantation (Verpflanzung innerhalb des eigenen Körpers) wieder einwachsen und nehmen nach einiger Zeit dann auch die Produktion des Parathormons wieder auf. Anfangs können z.B. intravenöse Calciumgaben erforderlich sein, aber langfristig reguliert sich auch der Calciumhaushalt wieder.

Bleibender Hypoparathyreoidismus (ca. 1 %): Wenn die Nebenschilddrüsen nach einer Schilddrüsenoperation auf Dauer nicht mehr richtig funktionieren oder alle vier Nebenschilddrüsen bei der Schilddrüsenoperation entfernt wurden, müssen die betroffenen SchilddrüsenpatientInnen lebenslang Calcium und Vitamin D in Tablettenform zu sich nehmen.

Dieser Artikel ist Teil einer Serie:
Teil 1 → Wundheilungsstörungen
Teil 2 → Hypoparathyreoidismus
Teil 3 → Rekurrensparese
Teil 4 → Horner-Syndrom