Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Bonn will Schilddrüsen-Hotline einrichten

Prof. Dr. Markus Essler ist neuer Direktor der Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Bonn. Der 45-jährige Nachfolger von Hans-Jürgen Biersack übernimmt die Leitung des etwa 40-köpfigen Teams. Er will die Klinik als größtes Schilddrüsenzentrum der Region etablieren. Prof. Essler war zuvor Oberarzt am Klinikum rechts der Isar der TU München. Seine akademische Ausbildung führte den neuen Chefarzt zwei Jahre an das Sanford Burnham Medical Research Institute / San Diego (USA). Bereits dort entwickelte er neue, ganz spezifischen Krebstherapien.

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Schilddrüsenerkrankungen sind schwer zu diagnostizieren, denn die vielfältigen Symptome lassen oft keine direkten Rückschlüsse auf das kleine Organ als Krankheitsursache zu. Prof. Essler will die Klink für Nuklearmedizin als größtes Schilddrüsenzentrum der Region etablieren. Dazu strebt er die interdisziplinäre Zusammenarbeit unter anderem mit der Endokrinologie, Onkologie, Chirurgie und Pathologie an, um so die Kompetenz des gesamten Klinikums zu bündeln. „Natürlich werden wir auch mit den niedergelassenen Kollegen und den übrigen Bonner Kliniken eng zusammenarbeiten“, sagt Prof. Essler. Ziel ist, die Patientenversorgung zu verbessern. „Wir wollen ein individuelles Vorgehen für jeden Patienten und alle Experten anhören“, beschreibt der neue Chefarzt seine Motivation. Als erste Anlaufstelle wird eine „Schilddrüsen-Hotline“ eingerichtet, die den Patienten direkt ohne Umwege an den richtigen Behandler vermittelt.

„Der Zentrumsgedanke ist mir wichtig“

Im Rahmen der Behandlung von Patienten mit Schilddrüsenkrebs will Prof. Essler die Zusammenarbeit mit dem Centrum für integrierte Onkologie (CIO) Bonn verstärken. Zudem kooperiert die Klinik für Nuklearmedizin bereits in der Tumordiagnostik eng mit der Radiologischen Klinik am Bonner Universitätsklinikum, mit dem Ziel Tumoren möglichst in einem erheblich früheren Stadium zu entdecken. Diesen Bereich will Prof. Essler ausbauen und setzt besonders in der Hirntumor-Diagnostik auf eine stärkere Zusammenarbeit mit Neurologie und Neurochirurgie.

Radioaktive Marker gegen Krebs

Die Klinik für Nuklearmedizin ist eins der größten Zentren in Deutschland für die Radiopeptidsynthese bei Neuroendokrinen Tumoren und die Selektive Interne Radiotherapie (SIRT) bei Leberkrebs mit insgesamt 250 Patienten pro Jahr. Beiden Therapien ist gemeinsam, dass eine radioaktive Substanz mittels eines Trägers gezielt im Tumorgewebe angereichert wird. „„Deshalb können wir so gezielt die Tumore zerstören, ohne Schädigung des Nachbargewebes und ganz wenig Nebenwirkungen“, erklärt Prof. Essler.

Auf der Suche nach Peptiden, die den Tumor orten

Auf der Suche nach weiteren sanften, aber effektiven Krebstherapien gilt das wissenschaftliche Interesse von Prof. Essler vor allem radioaktiven Alpha-Strahlern. So geht er der Frage nach, wie diese sehr toxischen Substanzen mit kurzer Reichweite gezielt im Tumor angereichert werden können. Und das bereits mit Erfolg: Am Klinikum rechts der Isar der TU München kam kürzlich eine gezielte Therapie bei Harnblasenkrebs zum Einsatz. Gekoppelt an ein Trägermolekül, hier ein Antikörper, wird der Alphastrahler in die Harnblase gespült. Der Antikörper dockt nach dem „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ an die Tumorzelle an, die dann vom Alphastrahler gezielt zerstört wird. „So kann eine Entfernung der Harnblase verhindert werden. Das ist sehr hilfreich für die Patienten, die sonst zum Pflegefall würden“, sagt der neue Chefarzt, der solche spezifischen Krebstherapien in Bonn vermehrt einführen will.

Quelle: idw-online.de (Link geprüft am 13.09.23)

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