Hashimoto-Thyreoiditis … gute Werte, aber kein Wohlbefinden?

Schilddrüsenwerte (TSH, fT3 und fT4) im Normalbereich bedeuten nicht automatisch, dass es den Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen auch gut geht.

Wann immer über das Krankheitsbild → Hashimoto-Thyreoiditis berichtet wird, es findet sich garantiert ein „Schilddrüsenexperte“ oder noch schlimmer eine Vertreterin der Schilddrüsenselbsthilfe, welche die Auffassung vertreten, dass die Hashimoto-Thyreoiditis eine absolut harmlose und ohne Probleme zu behandelnde Schilddrüsenerkrankung ist. ABER das stimmt so einfach nicht, sondern die Realität sieht vollkommen anders aus!

Bis zur Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis ist es oft ein langer Weg

Bei mir persönlich hat es fünf Jahre gedauert bis die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis endlich gestellt wurde. Und damit bin ich alles andere als ein Einzelfall. Immer wieder melden sich bei mir SchilddrüsenpatientInnen denen es ganz genauso gegangen ist.

Und alle berichten darüber, dass sie unzählige Male zu unterschiedlichen ÄrztInnen gegangen sind und über die für eine Schilddrüsenfehlfunktion charakteristischen Symptome geklagt haben. Aber trotzdem wurde die Schilddrüse überhaupt nicht oder nicht ausreichend untersucht. Der Klassiker ist die alleinige TSH-Bestimmung und solange der TSH-Wert nicht über 10 mU/l geht wird kein Handlungsbedarf gesehen.

Keine oder nur eine unzureichende Behandlung nach der Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis

Aber auch wenn die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis zweifelsfrei gestellt wurde, heißt das noch lange nicht, dass die betroffenen SchilddrüsenpatientInnen auch tatsächlich umfassend Hilfe erhalten.

PatientInnen leiden unter typischen Schilddrüsenunterfunktionssymptomen wie Schlafstörungen, Müdigkeit, Verstopfung und Gewichtszunahme, ÄrztInnen diagnostizieren eine Hashimoto-Thyreoiditis und leiten trotzdem keinerlei Behandlung ein.

Oder es werden 25 oder 50 µg L-Thyroxin verordnet und Hashimoto-Erkrankte dann mit der Aussage abgespeist „Kommen Sie in einem Jahr zur Kontrolle wieder.“

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis bedeuten Schilddrüsenwerte im Normalbereich nicht automatisch, dass es den PatientInnen auch gut geht

Oft entzündet sich der Streit am TSH-Wert. Diesem „Schilddrüsenwert“ wird mehr Bedeutung zugemessen als sämtlichen anderen Faktoren wie beispielsweise

  • die Beschwerdeschilderung der/des Patientin/Patienten (z.B. Schlafstörungen, Müdigkeit, Verstopfung, Gewichtszunahme)
  • äußerlich sichtbare Anzeichen wie trockener Haut, strohigen Haare und Schwellungen um die Augen herum
  • messbare Veränderungen, d.h. eine niedrige Körpertemperatur oder ein auffälliger Blutdruck
  • anderen Laborwerten wie Cholesterin, Harnsäure oder Ferritin die bei einer Schilddrüsenfehlfunktion verändert sein können

Solange der TSH-Wert normal ist, glauben immer noch viele ÄrztInnen, dass die Beschwerden nicht mit der Schilddrüsenerkrankung zusammenhängen können.

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist mehr als eine Unterfunktion der Schilddrüse

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt. Der Schilddrüsenhormonmangel kann medikamentös ausgeglichen werden, aber die autoimmun bedingte Entzündung der Schilddrüse kann bisher nicht behandelt werden.

Mit dem Hypophysenhormon TSH bzw. den Schilddrüsenhormonen fT3 und fT4 wird jedoch nur die Schilddrüsenfunktionslage dargestellt – über die Aktivität der zugrundeliegenden Autoimmunerkrankung sagen diese Werte absolut nichts aus. Das tun übrigens auch die Schilddrüsenautoantikörper TPO-AK und TG-Ak nicht.

Vermeintlich „gute Schilddrüsenwerte“ sind also immer nur die halbe Wahrheit. Sie bedeuten nicht, dass Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen beschwerdefrei sind.


Nicole Wobker „Psychische Aspekte der Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis “ (Amazon-Partnerlink)

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist keine psychische Erkrankung. Und doch führen weit verbreitete Beschwerden wie innere Unruhe, Unsicherheit, Selbstzweifel, Schlafstörungen und Erschöpfungszustände gerade im Anfangsstadium der Autoimmunerkrankung häufig zu entsprechenden Fehldiagnosen ( Angststörung, Burnout, Depression).


Letzte Aktualisierung: 02. Februar 2024