Grippeimpfung trotz Autoimmunerkrankung der Schilddrüse?

Noch bis vor wenigen Jahren galt der Impfschutz vor Krankheiten als Segen der modernen Medizin. Seit einiger Zeit mehren sich jedoch die Stimmen die den gängigen Impfungen kritisch gegenüber stehen. Unter anderem wird diskutiert, ob dadurch Autoimmunerkrankungen ausgelöst oder verschlimmert werden können.

Speziell für die → Hashimoto-Thyreoiditis oder den → Morbus Basedow wurde der Einfluss von Impfungen auf die bestehende Autoimmunerkrankung bisher nicht untersucht.

Aktive und passive Impfung

Das Ziel einer Impfung ist es, einen Menschen unempfindlich gegenüber einer bestimmten, z. B. durch Viren oder Bakterien ausgelösten, Erkrankung zu machen. Zu diesem Zweck werden aktive und passive Impfungen durchgeführt.

Aktive Impfung:

Durch künstliche Verabreichung von Viren oder Bakterien (Antigenen) in abgeschwächter Form wird das Immunsystem stimuliert körpereigene Antikörper gegen diese Antigene zu bilden. Dadurch wird eine langanhaltende Immunität erreicht.

Passive Impfung:

Mittels Injektion werden körperfremde Antikörper gegen bestimmte Antigene verabreicht, wodurch eine kurzzeitige Immunität gegen diese Antigene besteht. Wenn das Immunsystem nicht auf jede Impfung reagieren würde, wären Impfungen wirkungslos. Nebenwirkungen wie ein leichtes Krankheitsgefühl, erhöhte Temperatur sowie lokale Schmerzen, Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle sind deshalb nichts Ungewöhnliches und auch nicht besorgniserregend. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es durch den Impfstoff zu einer schweren allergischen Reaktion, dem anaphylaktischen Schock.

Einfluss von Impfung auf Autoimmunerkrankungen

Umstritten ist hingegen, ob es durch Impfungen zu schwerwiegenden Komplikationen in Bezug auf Autoimmunerkrankungen kommen kann. Also ob sich bereits bestehende Autoimmunerkrankungen durch Impfungen verschlechtern oder ob durch Impfungen sogar Autoimmunerkrankungen ausgelöst werden können.

Laut Ärzte Zeitung geht Professor Sieghart Dittmann (STIKO) davon aus, dass es z.B. durch die Grippeimpfung zu keiner Verschlechterung von Autoimmunkrankheiten kommt. Er hält die Impfung auch für Personen mit Autoimmunkrankheiten für sinnvoll, weil sie schwere und komplikationsreiche Verläufe verhindern kann, während das Risiko einer Verschlechterung bestehender Autoimmunerkrankungen eher als gering einzuschätzen sei.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Institutes (RKI) in Berlin veröffentlicht regelmäßig Impfempfehlungen, die allgemein als medizinischer Standard angesehen werden. In den Impfempfehlungen des RKI sind weder die Hashimoto-Thyreoiditis noch der Morbus Basedow als Kontraindikation für Impfungen genannt. Allerdings ist die STIKO nicht unumstritten. So werfen ihr Kritiker vor, dass einige Studien, auf deren Grundlage diese Impfempfehlungen ausgesprochen wurden, ausgerechnet durch Pharmaunternehmen finanziert wurden, welche die betreffenden Impfstoffe herstellen.

Hinzu kommt, dass die Grippeimpfung bei Personen mit Autoimmunerkrankungen einen weniger guten Schutz vor Grippe zu bieten scheint als bei gesunden Personen (Ärzte Zeitung: „Grippe-Impfung nützt auch bei Autoimmunleiden“ 19.12.2003).

Unabhängig davon herrscht weitgehende Übereinstimmung darüber, dass bei akuten, besonders infektiösen und fiebrigen Erkrankungen nicht geimpft werden sollte. Deshalb sollten sicherheitshalber auch während eines akuten Krankheitsschubs bei der Hashimoto-Thyreoiditis oder dem Morbus Basedow keine Impfungen durchgeführt werden.

Grundsätzlich gilt es Nutzen und Risiko einer Impfung genau gegeneinander abzuwägen.


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